Card Shark im Test: Gutes Blatt, aber eine Niete steckt im Deck

2022-07-29 21:41:12 By : Ms. Tina Zhao

Man kann nicht immer gewinnen? So ein Blödsinn! In Card Shark erlernt ihr Kartentricks und schlagt eine Schneise der Verwüstung in die Portemonnaies der Bourgeoisie. Wir haben im Test so einige Taschen geleert, viel Spaß gehabt, uns aber auch geärgert. Wieso, das lest ihr im Review zu Card Shark.

Kartenspiele gibt es viele, und mindestens genau so viele Wege, um dabei zu betrügen. Das Gros der virtuellen Umsetzungen beschränkt sich auf die redliche Art, ein Blatt zu spielen, ob nun in Magic, Pokémon, Hearthstone oder Slay the Spire. Nicht so in Card Shark: Hier nutzt ihr alle Regeln der Taschenspielkunst, um euer Gegenüber nach St(r)ich und Faden aufs Kreuz zu legen - im Idealfall so, dass niemand davon Wind bekommt. Die Lektionen in Schummelei werden eingebettet in eine dramatische Geschichte rund um die aufkeimende Französische Revolution.

Ihr verkörpert den stummen Protagonisten, mitunter Eugene oder Graciella (in Verkleidung als Dame) genannt, der bei einem echten Profi in die Lehre geht. Ihr tretet nicht gegen menschliche Spieler, sondern nur die KI an und es werden keine kompletten Partien simuliert - das wäre auch vermutlich zu komplex. Einfach geht es in Card Shark dennoch nicht zur Sache, mit 28 unterschiedlichen Tricks, die aus mehreren Schritten und Strategien bestehen, gibt es viel zu lernen.

Im Verlauf der linearen Handlung kommt ihr mehreren (wenn auch teils vorhersehbaren) Geheimnissen auf die Spur und arbeitet mit eurem Partner zusammen, um naive Adelige, arrogante Priester und gelegentlich sogar andere Betrüger um ihre Francs zu erleichtern. Wenn mal etwas richtig schiefläuft, könnt ihr danach sogar versuchen, den Tod höchstpersönlich reinzulegen - dafür braucht es aber Mumm, denn versagt ihr, wird euer Spielstand gelöscht. Hart, aber fair!

Das Gameplay präsentiert sich als motivierender Kreislauf: Ihr reist per Kutsche von Ort zu Ort, während der Fahrt geht euer Partner mit euch den Trick durch, der zum Einsatz kommen soll. Dann folgt die Partie sowie nach erfolgreichem Coup eine kurze Story-Sequenz und weiter geht die Reise. Anfangs sitzt ihr nicht mit am Tisch und schielt lediglich beim Einschenken von Wein in die Karten der Gegner, um eurem Mentor durch codierte Wischbewegungen das Blatt zu verraten. Später habt ihr die ganze Partie in der Hand, versteckt Karten in der Faust, mischt eurem Begleiter Asse und Könige in die Finger und eurem Opfer niedrige Zahlenkarten.

Dafür müsst ihr euch verschiedene Codes merken, Mischtechniken und Abhebevarianten lernen sowie das Zinken von Karten per Knicken oder Farbmarkierungen. Gesteuert wird per Buttons oder Touchscreen - freies Wechseln zwischen den Kontrollmethoden ist nicht möglich, ihr müsst dafür einen Abstecher ins Hauptmenü unternehmen. Gerade die nervösen Sticks der Joy-Cons machen euch oft einen Strich durch die Rechnung, wenn es in Quick-Time-Events darum geht, blitzschnell Karten richtig auszuteilen. Neben flinken Reaktionen ist aber auch Mitdenken gefragt, etwa wenn ihr beim Mischen einberechnen müsst, wo euer Partner und wo euer Opfer sitzen. Und manchmal landet ihr den Stich nicht mit Karten, sondern einem Degen: Um überzeugend einen Adligen zu verkörpern, erlernt ihr das Fechten in Form von Quick-Time-Events. Meistens arbeitet ihr mit einem Kumpanen am gleichen Tisch zusammen. Hier geht es darum, ihm eure guten Karten auf die Hand zu schustern. Quelle: PC Games

Card Shark bietet euch drei Schwierigkeitsstufen. Wie leicht euch das Spiel fällt, hängt von eurem Talent für Kartenbetrug, mathematischem Verständnis und Reaktionsvermögen ab. Gegen Ende des etwa sechsstündigen Abenteuers zieht der Anspruch beim mittleren Schwierigkeitsgrad ordentlich an, zumal alle Aktionen mit einem Timer versehen sind (wenn zu viel Zeit verstreicht, fliegt euer falsches Spiel auf) und oft bereits ein Fehler das Aus bedeutet. Dann müsst ihr die ganze Partie samt Kutschenanreise erneut starten, im schlimmsten Fall seid ihr auch noch pleite und müsst erst einen Notgroschen im Lager einstreichen.

Manchmal geht es schneller, das Spiel übers Switch-Menü zu beenden und neu zu starten, sobald das Game Over abzusehen ist. Auf der Switch kam es zu einem Freeze, später zu einem Komplettabsturz. Das wäre zu verschmerzen, wenn unser Spielstand nicht kurz vor dem Ende einem folgenschweren Bug zum Opfer gefallen wäre. Alles für die Katz? Fast, es gibt einen Workaround, der uns rettete, das muss man aber auch erst mal rausbekommen. Extrem ärgerlich, denn Card Shark hat ein ungewöhnliches, spaßiges und zugleich fesselndes Konzept!

Card Shark ist am 02. Juni 2022 auf dem PC via Steam und Nintendo Switch erschienen. Im Englischen bezeichnet "Card Shark" oder auch "Card Sharp" eine Person, die mit Betrügerei oder auch einfach sehr viel Geschick Kartenglücksspiele gewinnt. Der Begriff ist dabei nicht unbedingt negativ konnotiert. Eine Theorie besagt, dass das Wort "shark" in card shark, auf Deutsch "Hai", tatsächlich ein Lehnwort vom deutschen "Schurke" ist. Kurz also: Kartenschurke!