GPS-Tracker für E-Bikes: AirTag und Biketrax im Test – eMTB-News.de

2022-07-29 21:44:59 By : Mr. Tracy Tang

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GPS-Tracker für E-Bikes können eine Hilfe sein, gestohlene Fahrräder wiederzufinden. Wir haben mit dem Biketrax einen echten GPS-Tracker, speziell für E-Bikes, und das Apple AirTag, ein sogenanntes Bluetooth-Tag, gründlich für Euch getestet.

Das Global Positioning System bestimmt mittels Satelliten eine eindeutige Position eines Signalempfängers auf der Erde. Gerüchten zufolge wurde diese Technologie nicht zum Wiederfinden von Fahrrädern erdacht, sie lässt sich aber ganz hervorragend dafür zweckentfremden. Wie das geht, erklären wir Euch hier!

Diese Technologie gibt es bereits seit einer ganzen Weile: Zunehmend kompakte Geräte werden irgendwo im E-Bike versteckt und senden, mittels eines GSM-Moduls, ihre GPS-Position durch das Mobilfunknetz. Das ist ziemlich genau, kann nahezu live, also fast ohne Zeitverzug erfolgen, benötigt allerdings – neben viel Strom – eine aktive, kostenpflichtige SIM-Karte zur Übermittlung der Daten.

Problem hier: Die GPS-Tracker sind gar nicht mal so winzig, sie sind, wie ein Mobiltelefon, ohne Aufladung oder Kontakt zum großen Akku eines E-Bikes schon nach wenigen Stunden, spätestens Tagen, leer und verursachen, ebenfalls wie ein Mobiltelefon durch die notwendige SIM-Karte laufende Kosten. Werden solche Schaltungen von Dieben nicht entdeckt und entfernt, liefern sie bestmögliche, exakte und aktuelle Positionsdaten an ihre*n Besitzer*in – bis der Strom ausbleibt. Es sei denn, der Tracker befindet sich an einem Ort, an dem das GPS- und/oder das Mobilfunknetz nicht zur Verfügung stehen.

Im Frühjahr 2021 haben die Technologiekonzerne Apple und Samsung beinahe zeitgleich, gefolgt von weiteren Herstellern, Produkte einer völlig neuen Gattung vorgestellt. Sogenannte Bluetooth-Tags, oder Bluetooth-Tracker: kleine, robuste UFOs, die mit einem ziemlich cleveren Trick eine Ortung verlorener Gegenstände auch ohne eigenes GPS erlauben. Das Funktionsprinzip ähnelt dem der Corona-Warn-App: Ein winziges Gerät sendet ein Low Energy Bluetooth-Signal, welches im Umkreis von (unter optimalen Bedingungen) bis zu 100 Metern von fremden, kompatiblen Endgeräten empfangen wird. Diese Geräte bilden ein Netzwerk von Hinweisgebern, um solche Bluetooth-Kontaktereignisse zusammen mit ihrer eigenen aktuellen Position an einen Server zu senden.

Von diesem wird dann dem oder der Eigentümer*in des ursprünglich sendenden Geräts im Account angezeigt, wann und wo zuletzt ein solcher „Handshake“ stattgefunden hat. Das Bluetooth-Tag „leiht“ sich also einfach die GPS-Ortungsdaten fremder Geräte, was die Notwendigkeit eigener Schaltungen und den damit verbundenen Energiebedarfs natürlich drastisch reduziert.

In Fachkreisen heißt dieser Kniff daher „Crowd-GPS“: Das zu ortende Gerät verlässt sich auf eine hohe Dichte kompatibler Geräte mit eingeschaltetem GPS und Bluetooth zur Ermittlung der eigenen Position. Apple-User kennen das bereits seit einer Weile von ihren iPhones, Tablets oder Laptops. In den Bluetooth-Trackern wurde diese Funktion einfach isoliert. Aufgrund des geringen Energiebedarfs hält die eingebaute, auswechselbare Knopfbatterie etwa ein Jahr.

Ein enormer Nachteil aller Bluetooth-Tags: Sie können nur an kompatible Geräte gekoppelt werden, und sie tauschen auch nur mit Geräten des eigenen Ökosystems Handshakes aus, da ihnen (noch) ein übergreifender, gemeinsamer Standard fehlt. Damit bemisst sich der Nutzwert dieser Geräte klar an der Anzahl kompatibler Devices in der Welt da draußen. Das funktioniert in belebten Gegenden aber in der Regel ganz gut, wie dieses Video belegt:

Eine Übersicht dreier am Markt erhältlicher Tracker gibt es hier!

Für die Anschaffung eins Trackers ist zunächst maßgeblich, ob und wie man ein Gerät möglichst unauffällig so im Bike verbauen kann, dass die Funktion nicht verloren geht. Funksignale dringen nicht durch Metall und leider auch nicht durch Kohlefaserlaminate, z. B. Rahmen moderner E-MTBs.

Pech für Eigentümer*innen nicht-elektrischer Bikes: Es gibt nicht nur weniger Verstecke für Tracker im Rad, es fehlt auch die üppige Stromquelle in Form des E-Bike-Akkus – und echte GPS-Tracker wie der Biketrax sind im Gegensatz zum AirTag ziemlich energiehungrig.

Besonders für Apples Bluetooth-Tag, das AirTag, sieht die Welt deutlich bunter aus: Es gibt verschiedene Halter-Lösungen:

Sie alle dienen dem Zweck, ein AirTag möglichst unsichtbar am Bike zu befestigen. Wer herausfinden möchte, was ein AirTag so alles aushält und kein Problem mit einer zusätzlichen 19-Gramm-Unwucht im Hinterrad hat, wird vielleicht an der neuesten Erfindung unserer verrückten Freunde von Muc-Off Gefallen finden: Dem „Stealth Tubeless Tag Holder“, einem Tubeless-Ventileinsatz mit AirTag-Versteck im Reifen!

Nun aber genug der Theorie: Wie bewähren sich das AirTag und der Biketrax in der Praxis? Wie gut lassen sich die Geräte am Bike verstecken? Wie viel Aufwand macht der Einbau? Und vor allem: Wie gut funktioniert das Tracking mit ihrer Hilfe?

Der Biketrax von Powunity ist ein echter GPS-Tracker speziell für E-Bikes. Sein GPS-Modul empfängt Positionsdaten und ein GSM-Modul mit SIM-Karte, verschickt diese alle zehn Sekunden – zurzeit noch über den flächendeckend und auch im ländlichen Raum breit ausgebauten 2G-Standard – an den Powunity-Server, sodass Ihr via App beinahe live verfolgen könnt, wo Euer E-Bike sich gerade befindet. Das kleine Gerät wird Motor-/Hersteller-spezifisch angeboten, einfach nach Anleitung an das elektrische System des E-Bikes angestöpselt und im Fahrzeug versteckt. Über die Powunity App lässt sich die aktuellste bekannte Position des Trackers sowie seine Bewegungshistorie jederzeit einfach ablesen. Eine Pufferbatterie stellt die Funktion auch bei leerem oder entnommenem E-Bike-Akku kurzfristig sicher.

Zwei Tage nach der Bestellung kommt unser Test-Biketrax via UPS. Die kleine Schachtel enthält den GPS-Tracker, einen separaten Akku, einen kleinen Kabelbaum zur Verbindung mit dem bei der Bestellung angegebenen E-Bike-Modell, Befestigungsmaterial und je eine Anleitung und App-Quick-Start-Guide in deutscher und englischer Sprache.

Der wasserdichte Biketrax muss zur Energieversorgung am Motor angestöpselt und dann auch nebst seiner Reserve-Batterie abstrahlgünstig unter der Plastikverkleidung in der Nähe versteckt werden. Für unseren Test haben wir das Gerät in ein Cube Stereo Hybrid mit Bosch CX Gen3 Antrieb eingebaut. Um an die elektrischen Anschlüsse, bei diesem Modell linksseitig seitlich oben am Motor zu gelangen, müssen zunächst die linke Tretkurbel, der untere Motorschutz und dann die linke Abdeckung des E-Bike-Antriebs entfernt werden.

Dort angelangt, zieht man zunächst das Kabel zum Display am Motor vorsichtig ab und steckt das mit dem Tracker gelieferte Y-Kabel dazwischen. An das so geschaffene zusätzliche Kabel-Ende kommt der Biketrax, welcher mit seinem Akkupack verbunden und hinter der Verkleidung versteckt wird. Das ist ein wenig Geschraube, funktioniert aber wie in der Anleitung beschrieben, zügig und ohne Schweißausbrüche.

Hat man alles wieder zusammen gebaut, muss der Biketrax mit dem Konto in der Powunity App gekoppelt werden. Dieser Vorgang dauert eine Weile, endet mit dem ersten GPS-Fix des neuen Trackers und muss in einem Rutsch erfolgreich zu Ende gebracht werden – sonst startet man wieder von vorn. Daher ist ein Koppeln nur bei GPS-Empfang, also im Freien, möglich. Solange ein Biketrax mit einem Nutzerkonto verbunden ist, kann er nicht mit einem anderen Konto gekoppelt werden; so soll ein Abgreifen der Positionsdaten durch unbefugte Dritte verhindert werden.

Nach der Kopplung liefert uns die App (so lange GPS- und GSM-Empfang bestehen) eine exakte Position des Trackers, die allenfalls nur wenige Sekunden hinter dem tatsächlichen Standort des Geräts hinterherhinkt. Cool! Ebenfalls werden alle Bewegungen des Geräts auf sogenannten „Routen“ abgespeichert, sodass auch nachträglich sämtliche Bewegungen und Ortswechsel des Trackers nachvollzogen werden können.

Praktisch ist außerdem die Funktion, das E-Bike „abzuschließen“: Dabei wird, wahlweise über einen Erschütterungssensor oder per Geofencing, ein Alarm auf eurem Telefon ausgelöst, sobald das verwanzte Bike bewegt wird.

Das AirTag gehört zur recht neuen Gerätegattung der Bluetooth-Tags und ist bereits auf den ersten Blick ein waschechtes Apple-Produkt: hübsch, dezent, weiß, kratzempfindlich. Es funktioniert auch genau wie ein Apple-Produkt: extrem anwenderfreundlich, sexy und ohne Mucken – solange man es mit Apple Hardware koppelt. Sonst funktioniert es nämlich – gar nicht!

Das AirTag kommt in einem minimalistisch-Apple-mäßigen Karton, einzeln oder gleich im Viererpack. Das verblüffend kleine Ding ist nach dem Herausziehen einer Folie, welche die Batterie von der Schaltung trennt, betriebsbereit und in Sekunden gewohnt anwenderfreundlich mit einem iOS-Gerät – iPhone oder iPad – gekoppelt. Nun wäre man eigentlich schon fertig: AirTags müssen nirgends angeschlossen werden, nur angebracht. Lösungen dafür gibt es für Hundehalsbänder, Schlüsselbunde, Fahrräder und vieles mehr, das haben wir weiter oben schon beleuchtet – kommen wir also hier direkt zum eigentlichen Test:

Wir haben einen stationären Test sowie zwei Vergleichsfahrten gemacht: Eine mit eingeschaltetem iPhone in der Tasche, um zu ermitteln, wie hoch die Sampling-Rate der AirTags ist. Dabei lag die gemeldete Position des AirTag immer im Bereich von 0-8 Minuten zu seiner tatsächlichen Position. Schaltet man das eigene iPhone bzw. dessen Ortungsfunktion aus, muss das AirTag sich andere Helfer suchen, um seine Position zu übermitteln. Und das macht es auch: Das mit einem AirTag verwanzte (und keineswegs abhanden gekommene) E-MTB des Autors funkte recht zuverlässig und tagsüber meist mindestens einmal pro Stunde seinen Standort aus einer abgelegenen Garage in einem recht kleinen nordfränkischen Dorf. In einer Großstadt sind die Kontakte noch deutlich häufiger und zuverlässiger.

Dringliche Meldungen über liegen gebliebene AirTags, laut Apple die eigentliche Funktion von AirTags, bekommt der Besitzer oder die Besitzerin zuverlässig und zeitnah beim Verlassen von Orten, wo man welche zurückgelassen hat, auf das iPhone. Apples „Wo ist?“-App bietet an, Orte als sicher zu definieren, um z.B. zu Hause nicht ständig irrelevante Meldungen zu triggern. Entfernt sich jedoch seinerseits ein AirTag vom gekoppelten Endgerät, (wie bei einem Diebstahl), unterbleibt eine Meldung. Schade!

Wenn Ihr Mission-Impossible-mäßig einen Fahrraddieb in halsbrecherischer Jagd mit seinem Transporter auf der Autobahn stoppen möchtet, ist ein Bluetooth-Tracker keine brauchbare Lösung. Aber irgendwann wird Diebesgut ja auch mal abgestellt …

Bluetooth-Tracker sind so klein, dass man sie ganz wunderbar in Kleidung oder Gepäck von Menschen schmuggeln könnte, die davon nicht wissen. Dagegen hat Apple vorgesorgt: Entfernt sich ein AirTag räumlich von den Geräten seines Besitzers oder seiner Besitzerin, zeigen nach kurzer Zeit Apple-Geräte anderer Menschen eine Nachricht, falls dieses fremde AirTag mit ihnen reist. Bei einem Diebstahl begrenzt dies das Zeitfenster, bevor der Dieb vom AirTag gewarnt wird. Weiterhin geben sich AirTags nach einer Weile durch ein Tonsignal zu erkennen, sobald man sie bewegt. Wie das genau funktioniert, hat Dave 2D in einem Video für Euch etwas genauer und verständlich erklärt (Untertitel an für deutsche Übersetzung!). Das ist hilfreich gegen Stalking, aber eher kontraproduktiv bei gestohlenem Eigentum.

Stalker-Warnungen über fremde AirTags im Gepäck kommen in unserem Test als Textnachricht auf das iPhone, wobei das betreffende AirTag sich auch selbst beim Bewegen (Aufnehmen der Tasche etc.) durch Piepsignale bemerkbar macht.

Freundliche Menschen zeigen Euch im Netz, wie Ihr bei Bedarf einfach den Lautsprecher aus einem AirTag ausbauen könnt. Bitte verletzt Euch nicht und verfolgt unter keinen Umständen Menschen ohne deren Wissen. Für die Verfolgung von Straftätern ist ausschließlich die Polizei zuständig. Wenn Euer verwanztes E-Bike gestohlen wurde, verfolgt den oder die Täter bitte nicht selber, sondern überlasst dies den Profis.

Der Powunity Biketrax spielt ganz klar in einer anderen Liga als das AirTag. Zu deutlich höheren Kosten und mit etwas Aufwand beim Einbau erhält man eine wirklich gut funktionierende, komfortable Lösung, das E-Bike unter freiem Himmel zuverlässig live aufzuspüren. Die Vorteile von Apples AirTag, der Bonus-Lösung unter den Trackern, sind sein geringerer Preis und die vielfältigen Möglichkeiten, eines an einem Fahrrad zu verstecken.

Wachsamkeit, teures Schloss, Versicherung oder Tracker: Wie schützt Ihr Euer E-Bike gegen Diebstahl?

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